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Erste Umbettung Padre Pios

Dem Blick entzogen, nicht dem Herzen!

Am 24. September 2009 war die feierliche Umbettung des Leichnams von Pater Pio in einen geschlossenen Sarkophag aus Holz und Silber.

Es war die bunte Familie von Pater Pio, die seinen Körper in den Sarkophag des neuen Grabes bettete. Zum einen die Wahlfamilie: seine Mitbrüder, die Kapuziner. Dann die Blutsfamilie, vertreten durch die zwei Großneffen Alfonso und Pio Pennelli, Söhne von Pia Forgione, der einzigen Tochter von Michele Forgione, dem Bruder des Heiligen. Dann der Bürgermeister von San Giovanni Rotondo, Gennaro Giuliani, als Vertreter der Gemeinde, wo der stigmatisierte Ordensmann die meiste Zeit seines Lebens gelebt hat, jener Bevölkerung, die ihn so sehr geliebt hat, dass sie mit allen Mitteln die bereits beschlossene Verlegung in eine entferntes Kloster verhinderte und dadurch in der Tat zu einer Art neuen, erweiterten Familie wurde.

Es war 14.24 Uhr am 24. September 2009. Ergriffenheit lag auf den Gesichtern der Wenigen, die zu dem Ereignis zugelassen waren. Von nun an würde der Körper von Pater Pio den Blicken der Menschen entzogen und nicht mehr zu sehen sein.

Die öffentliche Aufbahrung hatte um 02.30 Uhr an diesem 24. September geendet, nachdem der letzte Pilger die Krypta verlassen hatte. Um 06.15 war der Glasschrein, der 17 Monate lang den direkten Kontakt von achteinhalb Millionen Pilgern zu dem heiligen Kapuziner ermöglicht hatte, in einem separaten Raum geöffnet worden und der Leichnam, nun ohne Schutz, um 07.40 Uhr in Prozession in die Krypta getragen, wo nur die Mitbrüder und einige Großneffen von Pater Pio zugegen waren, sowie zivile und militärische Würdenträger und eine kleine Gruppe von Laien, die aus verschiedenen Gründen zu diesem intimen und streng vertraulichen Anlass zugelassen waren. Den Aufzug beschloss der Erzbischof von Manfredonia-Vieste-San Giovanni Rotondo, Msgr. Michele Castoro, der die Matutin leitete. Während der Liturgiefeier, nach einer Lesung aus dem Hebräerbrief, wurde die Stelle aus einem Brief von Pater Pio vorgelesen, die mehr als alle anderen seinen brennenden Wunsch, ein guter Priester zu sein, bezeugt: „Es stimmt zwar, dass ich mich in meiner Wenigkeit um das Heil der Seelen, die der Herr mir schickt, bemühe, aber ich bin der Überzeugung, dass ich ihnen wenig oder gar nichts nütze. Der Herr helfe mir, meine Pflicht zu erfüllen” (Epist. 538).

„Unser Auge und die Augen von Millionen Menschen – sagte der Erzbischof in seiner Predigt – haben auf jenem sterblichen Körper geruht. Es war ein mit Gefühlen, mit Wünschen, mit Bitten, Gebeten und Tränen beladener Blick. Ein Blick, der oftmals weiterging und eine Rückkehr zum Glaubensleben bewirkt hat, der Gnaden und Segen erlangt hat, der Rührung und gute Vorsätze erzeugt hat”. „ Heute endet die Zeit der Aufbahrung – fügte er hinzu – aber die Wallfahrt der unzählbaren Menge von Gläubigen, die an diesem Ort verweilen werden, beten und den hl.Pio um Fürsprache anrufen werden, die auf seine Botschaft lauschen und den Wunsch haben werden, ihr Leben zu ändern,eingedenk der Tatsache, dass es nicht nötig ist zu sehen, um zu glauben, wird sicher weitergehen”.

Im selben Sinn sprach Br.Aldo Broccato, Provinzialminister der Minderen Brüder Kapuziner aus der Ordensprovinz „Sant’ Angelo und Padre Pio”,als er vor dem abschließenden Segen erklärte, dass die schon „vor Zeiten” gefällte Entscheiung, den Leichnam des Heiligen nicht auf Dauer sichtbar zu lassen, von dem Wunsch bestimmt war, „diesen Ort jenen anzugleichen, an welchen der hl. Franziskus und der hl. Antonius, die anderen zwei bekanntesten Heiligen des Ordens, verehrt werden”. „Das heißt nicht, dass wir ihn von uns entfernen – erklärte er weiter – aber auf diese Weise wird Pater Pio uns helfen, uns über unser Verhältnis zu Gott, jenseits von unseren Sinnen, klar zu werden”.

Mit dem Segen von Msgr. Castoro hatte um 09.05 Uhr der erste Teil der Zeremonie geendet. Die meisten der Anwesenden hatten die Krypta verlassen. Zurück blieben der Erzbischof, die Mitglieder des Kirchentribunals, die Sachverständigen und wenige, mit besonderen Aufgaben betraute Laien. Dr. Michele Bisceglia, Chef der Abteilung für Anatomie und pathologische Histologie am Krankenhaus „Casa Sollievo della Sofferenza” trennte die Naht an der Rückseite der Silikonmaske, die das Gesicht von Pater Pio bedeckte. Zusammen mit Br. Francesco Dileo als Notar des Kirchentribunals, und Dr. Nazzareno Gabrielli, dem Sachverständigen des Römischen Vikariats für die Konservierung der Heiligen und Biochemiker im Dienst des Heiligen Stuhls, nahm er sie dann ab, und Msgr. Castoro bedeckte das Gesicht des Heiligen mit einem kleinen Schweißtuch aus weißem Leinen.

An dieser Stelle wurden zwei Mitbrüder im Rollstuhl in die Krypta begleitet, die beide eine besondere Verbindung mit Pater Pio gehabt hatten: Br. Paolo Covino aus San Giovanni Rotondo, 90 Jahre, der ihm die letzte Ölung erteilt hatte, und Br. Modestino Fucci aus Pietrelcina, 92, der durch seinen berühmten Landsmann im Glauben und in der religiösen Berufung gewachsen ist. Inzwischen wurden an der Basis der neuen Urne aus 12 Millimeter starkem Plexiglas zwei kleine Schubladen angebracht und mit Silikongranulat gefüllt, um eventuelle Feuchtigkeit aufzusaugen. Danach hoben Br. Aldo Broccato, Br. Francesco Colacelli, Br. Francesco Dileo und Br. Cosimo Vicedomini den Leichnam hoch und legten ihn in den Schrein, der um 09.31 geschlossen und mit Argon, einem ungiftigen Edelgas, das die Vermehrung von Mikroorganismen verhindert, gefüllt wurde.

Um 13.30 Uhr, nach Abschluß dieser privaten Phase, kamen diejenigen, die an den Laudes teilgenommen hatten, in die Krypta zurück. Nun wurde ein rotes Band um die Urne gewikkelt und mit zwei Wachssiegeln, in welche Msgr. Castoro sein erzbischöfliches Wappen drückte, am Glas befestigt. Vorsichtig wurde der Glasschrein dann in den Sarkophag hinabgelassen. Dieser ist aus hellem Eichenholz und vollkommen mit einer sechs zehntel Millimeter dicken Schicht Silber ummantelt, ein Werk des Goldschmieds Guy Georges Amachoukeli, kurz Goudji genannt, ein aus Georgien (ex UDSSR) stammender Wahlfranzose. „Er ist noch nicht ganz fertig. – sagte Br. Francesco Dileo – Der Künstler arbeitet zur Zeit noch an den Verzierungen, die erst später angebracht werden”.
Vor der Schließung las der Notar das Protokoll über alle im Laufe des Tage durchgeführten Handlungen vor, das dann von Msgr. Castoro, von den Mitgliedern des Kirchentribunals, den Sachverständigen und den Assistenten unterschrieben und auf den Glassarg gelegt wurde.
Auch auf dem Sarkophag, der um 14.24 Uhr geschlossen wurde, brachte der Erzbischof vier Siegel an. Danach schoben ihn die Mitbrüder von Pater Pio ins Innere des Reliquiars, in welchem der Leichnam aufgebahrt gewesen war, ebenfalls ein Werk von Goudji.

Um 16.00 Uhr wurde die Krypta wieder geöffnet und die Pilger eingelassen, die darauf warteten, vor „ihrem” nun nicht mehr sichtbaren Heiligen zu beten, eingedenk der Worte Jesu an die Apostel: „Selig, die nicht sehen und doch glauben”.