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Loreto – Santa Casa (Haus der Muttergottes)

Bekannt ist Loreto, weil dort das Haus der Heiligen Familie verehrt wird und die Lauretanische Litanei dort entstanden ist. Loreto ist das größte Marienheiligtum Italiens.

Den Werdegang des Hauses beschreibt Flavius Lucius Dexter (um 400) in seiner Chronik vom Jahr 42: Der heilige Jakobus war in diesem Jahre zugleich mit den anderen Aposteln bei der Einweihung des heiligen Hauses von Nazareth zugegen, worin die Jungfrau Gott empfing.

Im Jahr 336 besuchte die hl. Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, Nazareth und umgab das Haus mit einer „Kirche“. Auch der hl. Hieronymus erwähnte den Ort im Jahr 384 in seinen Reiseerinnerungen: „Nazareth ist ein kleiner Ort in Galiläa und hat eine Kirche an der Stätte, wo der Engel zur heiligen Maria kam, um ihr die Botschaft zu bringen, und eine andere, wo der Herr auferzogen wurde.

Zu Beginn der Kreuzzüge war Nazareth und in christlicher Hand und 1219 besuchte der heilige Franz von Assisi Nazareth „…um das Haus zu verehren, in welchem das Wort Fleisch geworden ist“.

Im April 1263 fiel das heilige Land in die Hand des Sultan Bajbar von Kairo und die Kirche wurde zerstört. Das Heilige Haus aber blieb unversehrt, da es in der Krypta war. „Dann kommen wir nach Nazareth und finden eine große Kirche gleichsam ganz zerstört und nichts war dort von den früheren Gebäuden, außer alle in der Zelle, wo die Herrin gegrüßt worden war,…“

Die Geschichte der Übertragung des heiligen Hauses:

Im Jahr 1291, als die Bevölkerung Palästinas den christlichen Glauben verließ und den Glauben Mohammeds annahmen, trugen Engel das Heilige Haus aus Nazareth fort und stellten es an eine Stelle zwischen den Städten Fiume und Tersato in Dalmatien (Kroatien), auf der zuvor kein Haus gestanden war.

Das Haus (32 Fuß x 10 Fuß x 18 Fuß) war von fremder Bauart mit einem Glockentürmchen und stand ohne Grundmauern auf einer Wiese. „Da war ein steinerner Altar mit einem Kreuze, zur Seite in der Wand war eine Nische mit einer lieblichen aus Holz geschnitzten Madonna, gegenüber stand ein sonderbarer Schrank zur Aufbewahrung von einigem irdenen Geschirr.“  Alexander di Giorgio zu Tersato, der seit Jahren bettlägerig gewesen und plötzlich geheilt war, erzählte von einer Vision, in der ihm die Muttergottes anvertraute, dass das Haus ihre einstige Wohnstätte war und es durch Engelshände über das Meer getragen worden war. Der Altar sei von Petrus selbst errichtet und geweiht, das Kreuzbild und die Madonna seien vom heiligen Evangelisten Lukas gemalt.

In der Nacht des 10. Dezember 1294 verschwand das Haus von Tersato und Hirten sahen auf einer Anhöhe in der Nähe der Stadt Recanati (Picenum) „ein mit Lichtglanz umflossenes Haus“, das in einem Wald niedergelassen wurde. Kaufleute aus Tersato erkannten in ihm das gleiche Haus, das aus Dalmatien verschwunden war. Noch zweimal verrückte das Haus seinen Standort. Einmal 1000 Schritte zur Siedlung zum Schutz der Pilger vor Räuber. Am 7. September 1295 wurde das Haus mitten auf die Landstraße gestellt, weil sich die Besitzer des Landes, zwei Brüder, im Streit um die Opfergaben durch ihre Habgier nicht als würdig erwiesen.

Im Jahr 1296 zogen Männer aus der Provinz, nachdem sie zuvor das Maß des Hauses genommen hatten, nach Nazareth und fanden die Fundamente des Hauses, dessen Maße sich mit denen des Hauses in Loreto deckten. „Seitdem galt es als erwiesen, das es die Camera Mariae Virginis war“. Von nun an erhielt das Heiligtum den Namen „Haus von Loreto“, entweder weil das Haus in einer von Lorbeeren (ital. Laureta) bewachsenen Gegend stand, oder weil die Stelle einer reichen Bewohnerin von Recanati, Namens „Laureta“ gehörte.

Zur Erinnerung an den Tag der Umsetzung entzünden die Marchigiani am Abend des 10. Dezember, dem Fest der Versetzung des Hl. Hauses, Leuchtfeuer, um dem Santa Casa auf seinem Weg zu helfen.

Die Reise der Santa Casa:

Die Kunst gibt sehr interessante Hinweise über die Überstellung des Hauses von Nazareth nach Loreto auf. Ein Fresko (1350) in der Markuskirche von Jesi bei Ancona, das zwei stehende Engel zeigt, die das Heilige Haus tragen.  Daneben bestand bis ins 16. Jahrhundert eine gemischte Tradition, nach denen das Heilige Haus sowohl auf Engelshänden durch die Lüfte getragen wird, wie auch auf einem Schiff transportiert wird.

Zwei Holzschnitte (15. bzw. 16. Jahrhundert) in Castello Sforzeso in Mailand zeigen das von Engeln durch die Lüfte getragene Haus und in einer kleinen Nebenszene ein Schiff vor der Küste, das einmal Steine geladen hat (15. Jh.) und das andere Mal ein Haus (16. Jh.). In beiden Bildern schwebt die Mutter Gottes mit Kind auf einer Wolke.

Es finden sich auch weitere Bilder, die den Eindruck erwecken, dass die Engel das Haus eher über Wasser ziehen, als dass sie es durch die Lüfte tragen. Ein Fresko in Colleluce (nach 1525) zeigt das Heilige Haus mit der Maria und Kind am Meer dahingleitend, von Schiffen umgeben. Engel fehlen hier. In Ozieri sind auf einer Tafel vier Männer abgebildet, die das Heilige Haus transportierten.Das Gesamtbild dieser ikonographischen Zeugnisse beleuchten die Geschichte der Überstellung durch Engelshände in folgendem Licht:

Kreuzfahrer ( gelgentlich als „Angeli“ – Engel bezeichnet ) haben das Heilige Haus in Nazareth abgebaut, um es vor den Anhängern Mohammeds zu retten, und über Umwege nach Loreto (Picenum) gebracht.

Erkenntnisse der letzten Jahrhunderte:

Im Jahr 1860 beauftragte Papst Pius IX den römischen Prälaten und Gelehrten Bartolini Steine und Mörtel des Heiligen Haus zu analysieren. Bartolini verschaffte sich zusätzlich einige Steine und Mörtel von dem noch vorhandenen Fundament des Heiligen Hauses in Nazareth und übergab sie Professor Ratti, ohne ihm zu sagen woher diese Steine stammten und um was es sich handle. Ratti befand beide Steinproben in ihren Eigenschaften und Beschaffenheiten als gleich. Das Gestein kommt in seiner Konsistenz in der Gegend um Nazareth vor, nicht jedoch in der Landschaft um Loreto. Der Mörtel wies ebenfalls die Beschaffenheit des Mörtels der alten Bauten Palästinas auf.

In den Jahren 1962-65 wurden weitere Untersuchungen durchgeführt:

  • Kein eigentliches Fundament und Standort auf einer öffentlichen Straße.
  • Einmalige Struktur des Gebäudes und unüblich in der Provinz Marken im Mittelalter.
  • Orientierung des Gebäudes (die Tür im Norden, dem Regen ausgesetzt; das Fenster im Westen,  wenig lichtbringend) ist wenig sinnvoll. Hingegen vor der Grotte in Nazareth gewinnen Fenster und Türe  allerdings eine exakte Orientierung.
  • Die Ostwand war in Loreto mit einer Apsis geschlossen. Das Haus in Nazareth hatte auf dieser Seite keine Wand, da es zur Grotte hin offen war.
  • Technik der Ziegelverarbeitung weist Ähnlichkeiten mit der Technik der Nabatäer, ein Grenzvolk zu den Hebräern, auf. Keine Entsprechung dazu in der Provinz Marken.

  • In einer Vertiefung zwischen den Steinen des Heiligen Hauses fand man fünf Stoffkreuze, wie sie die Kreuzfahrer an ihre Kleidung geheftet hatten.

„Unter allen der Mutter Gottes und der unbefleckten Jungfrau geweihten Tempeln gibt es einen, der die erste Stelle einnimmt, und in einem unvergleichlichen Glanze leuchtet. Das (…) Haus von Loreto, durch die göttlichen Geheimnisse geweiht, durch unzählige verherrlicht, (…) ist mit Recht der Gegenstand der Verehrung aller Völker und Geschlechter.“

Nach dem Petersdom in Rom ist Loreto der zweitwichtigste Wallfahrtsort in Italien und einer der wichtigsten der katholischen Welt.

Die Basilika beinhaltet die Casa santa, das Heilige Haus, eine Schwarze Madonna, sowie bedeutende Werke von Melozzo da Forli, Andrea Sansovino und Luca Signorelli.